Gárhïs Lied der Jahreszeiten

Der Ostwind ruft, d'rum komm fort mit mir,
Gen Morgen dem Wanderer folgen wir,
Gen Morgen zur Jungfrau, zum Dunkelmond hin,
Zum Neujahrsbeginn laß hinaus uns ziehn.
Laß uns folgen dem Wandrer auf den Steppenplan
Dort fängt's im Frühlingsregen zu sprießen an,
Laß uns folgen der Jungfrau im süß plätschernden Naß,
Zarte Blumen umkränzen ihre Spuren im Gras.

Der Südwind läßt, horch!, seine Stimme erschallen,
Wir folgen dem Wächter, der Herr ist uns allen,
Wir folgen der Krieg'rin, was schwach ist zu schützen,
Hold ist Neumond der Kämpf'rin, komm laß ihn uns nützen!
Der Sommer bringt Streit, bringt die Feinde herbei,
Wie sie zu schlagen, der Wächter uns Ratgeber sei.
Keine Gnade kennt die Kämpf'rin im ehrnvollen Krieg,
Die Kämpf'rin, der Wächter, sie bringen den Sieg.

Komm folge dem Westwind, dem herbstlichen Wehen,
Wenn im Mantel der Mutter geborgen wir gehen,
Komm folge dem Jäger in die Wüste hinaus,
Bring dem Clan reiche Beute zum festlichen Schmaus.
Denn nun kommt der Herbst, der Altar steht im Westen,
Zeit des Vollmonds, der Ernte, mit Ruhe und Festen.
Empfange die Früchte der Erde von IHR,
Genieße die Herbstjagd und dank IHM dafür.

Der Nordwind, der kalte, voll schneeigem Wehn,
Zeigt die Zeit an, in wärm're Gefilde zu gehn.
Wohin weiß der Weise, die Ehrwürd'ge, wie
Den Rückweg im Schein des Alten Monds weisen sie.
Und wenn, mit dem Winter, der letzte Atemzug käm,
Unser Weg jäh die Richtung zum Totenreich nähm,
Machte die Ehrwürd'ge Alte die Bürde uns leicht,
Zeigte der Weise, wie den neuen Weg man sicher erreicht.


© ca. 1989/90 Susanne Mayer und Ulrike Zillinger