erschienen in ’Ariochs Offenbarungen 25’

Burg Finstergrün 1998

Wie jedes Jahr, hatten wir auch diesmal wieder ein kleines Liverollenspiel. Dieses Jahr ist es aber für mich gar nicht so einfach, in einer klaren Reihenfolge von den Ereignissen auf Burg Finstergrün zu berichten. Einerseits, weil es diesmal neben dem durchgängigen Plot noch Nebenhandlungen für einige bestimmte Spieler gab, andererseits, weil ich Spielleitung war, und die Hälfte nicht mitbekommen habe, weil ich durch die Burg rotiert bin. Wir waren so ca. 50 Leute, und dementsprechend war einiges los. Ich werde mich aber trotzdem bemühen, euch einen halbwegs übersichtlichen Überblick über die Geschichte zu geben. Zwar kann ich nicht garantieren, das sich alles genau so abgespielt hat, aber zumindest stand es so im Plot und ich habe richtig gestellt, was ich erfahren habe. Trotzdem es gibt sicher auch Dinge, von denen ich nichts gehört habe, und die deshalb hier ein bißchen anders scheinen als mancher sie erlebte.

Es fing alles damit an, daß König Kuno seine Tochter verheiraten wollte, aber nicht konnte. Prinzessin Tamarilis hatte nämlich das Pech, daß sie schon unglaublich häßlich zur Welt kam, und es wurde mit den Jahren nicht besser. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb der König sein Schoßtier, ein Rostmonster, mehr liebte als Tamarilis, aber heiraten mußte sie trotzdem. Also ersann der König eine List. Er kaufte alle Schuldscheine der umliegenden Königreiche auf. Dann ließ er bekanntgeben, daß er ein Turnier um die Hand seiner Tochter abhalten wollte, und drohte den Königen, alle Schuldscheine auf einmal einzulösen, wenn sie nicht ihre Edlen zu diesem Turnier schicken würden.

So trafen nach und nach Teilnehmer ein. Es waren nicht nur Adelige, von ihren Königen geschickt, es waren auch sehr viele Fremde dabei, die zufällig erschienen, oder andersort von dem Turnier gehört hatten. Nachdem der König alle Besucher in seinem Thronsaal begrüßt hatte, begaben sie sich zum Turnierplatz. Die Teilnehmer waren zwar mißtrauisch weshalb die Prinzessin nicht anwesend war, aber der König könnte ihre Bedenken zerstreuen, denn er wollte nichts riskieren.

Die Bewerbe wurde abgehalten, Bogenschießen, Schwert- und erschwerter Stabkampf und Messerwerfen sind gängige Turnierbewerber und erst als König Kuno auch noch Liebesgedichte an sein Rostmonster hören wollte, wurden die Teilnehmer unruhig.

Schließlich hatte es einer geschafft, Lord Daeron Duuk´est, ein Elf. Die Prinzessin wurde zu ihm geführt, und als sie sich die Schleier vom Gesicht riß, ging ein Raunen durch die Menge. Doch Tamarilis ließ ihren zukünftigen Ehemann keine Zeit zum Erschauern, sie stürzte sich sogleich in seine Arme. Auf die Erde geworfen und abgeküßt, konnte er schlecht nein sagen, und ergab sich in sein Schicksal. Die strategisch günstig verteilten Wachen mußten nicht eingreifen, und konnten sich ganz der Schadenfreude hingeben. Mitten in den Trubel trat eine Zofe, stellte sich vor Lord Duuk´est, und gestand ihm ihre Liebe, doch weil er die Prinzessin heiraten wollte, verfluchte sie ihn genauso häßlich zu werden wie Tamarilis, und alle die an diesem unseligen Turnier teilgenommen hatten gleich mit, um sich gleich darauf in ihren eigenen Dolch zu stürzen. Kaum ging der Körper der Unglücklichen zu Boden, da veränderten sich auch schon die Turnierteilnehmer, sie wurden alle so häßlich wie Tamarilis.

Der König, der nichts mit irgendwelchen Flüchen zu tun haben wollte, zog sich schnellsten in seine privaten Gemächer zurück und ließ die verschreckten Anwesenden alleine. Die Verfluchten begann ihr Schicksal zu erörtern, und die Magier unter ihnen mußten eingestehen, daß der Fluch einer unglücklich Verliebten nicht wieder aufzuheben war, außer von ihr selbst, und das war ja nun nicht mehr möglich.

Die Köchin, die nicht weggelaufen war, wußte auch keinen Rat. Nachdem die Gezeichneten einige Zeit über ihre Möglichkeiten nachgedacht hatten, bemerkten sie einen Kobold, der sie interessiert beobachtete. Anscheinend saß er schon länger im Gras, denn er grinste sehr erheitert. Schließlich aber erhob er sich, und erklärte, daß er ein Ritual wüßte, mit dem man den Fluch brechen könnte, aber er würde es den Helden nur verraten, wenn sie zuerst die Goblins aus der Gruft verjagten, weil er seine Gruft wieder zurück wollte, und die Goblins hatten ihn einfach rausgeschmissen.

Allerdings weigerte er sich, die Gruppe zur Gruft zu führen, da er Angst vor den Goblins hatte. Gottlob war die Köchin noch in der Nähe, und erklärte sich bereit voraus zu gehen. Doch schien es den Helden so, als ginge sie einen Umweg, den eine Gruft ist normalerweise unten, aber die Köchin führte sie kreuz und quer durch die Burg, ja sogar im Turm waren sie. Aber dann gelangten sie endlich doch zur Gruft, und die Köchin drohte den Goblins mit ihrem großen Kochlöffel, um sich gleich darauf zu verabschieden. Die Helden versuchten mit den Goblins zu verhandeln, aber es kam zum Kampf, und als auch der letzte Goblin tot war, schielte der Kobold um ein Eck des Ganges, und versicherte sich zaghaft, ob seine Gruft wieder zugänglich war. Da alles in Ordnung war, ging die ganze Gruppe wieder an die frische Luft, um sich von den Goblingestank zu erholen, und sie gingen viel kürzer, als sie gekommen waren. Der Kobold erklärte ihnen nun das Ritual.

Während dessen wurde Lord Duuk´est von einer Zofe zum König gebeten, aber als die beiden oben ankamen, war der Thronsaal leer. Die Zofe war ganz verstört, und bat den Elf auf ein seltsames Gefäß aufzupassen, während sie den König suchen wollte. Sie stellte es auf einen Sockel und entschwand. Lord Duuk´est, der fand, daß es dort nicht sicher genug stand, hob es auf, und wartete. Leider war das Ding verhext, und als er den Fehler machte es zu berühren, sprang plötzlich hinter der Balustrade ein seltsames Wesen hervor. Es stellte sich als Jester vor, und hatte einen gräßliche Stimme. Sein Gelächter ließ einem das Blut in den Adern gerinnen, und er erklärte dem Elfen, daß er ihm von nun an immer zur Seite stehen würde. Eine grausame Vorstellung.

Der Kobold hatte den anderen mittlerweile mitgeteilt, daß sie etwas Feines, nicht von dieser Welt stammende besorgen müßten. Als sie den Haushofmeister nach so einem Gegenstand fragten, erzählte er ihnen, daß sich gerade zwei Faerys in der Burg aufhielten. Das letzte mal hätte er sie im zweiten Stock gesehen. Doch als die Verfluchten dort ankamen, fanden sie nur den Haushofmeister vor, der meinte, die Faerys wären gerade in den Rittersaal gegangen. Aber auch dort waren sie nicht, dafür stand wieder der Haushofmeister da, und erklärte, die zwei wären gerade in den Turm geflitzt. Schließlich fanden die Helden die Faerys im Turm, und der Haushofmeister war erstaunlicher Weise auch schon dort. Die Faerys stellten sich als Leprechaun und Dryade auf Hochzeitsreise vor, und kamen bald mit den Helden ins Gespräch. Aber etwas hergeben ohne Gegenleistung wollten sie nicht. Nach einigen Vorschlägen einigte man sich darauf, daß die Verfluchten einen Hochzeitstanz für die Faerys darbieten sollten, dann würde ihnen die Dryade ihren seidenen Schal aus Arkadia geben.

Der Tanz sollte im Rittersaal stattfinden, und kaum hatten die Faerys ausgesprochen, da verschwanden sie, nur um die Helden im Rittersaal wieder zu begrüßen, wo sie lässig auf einem Tisch lehnten. Mittlerweile hatte Lord Daeron Duuk´est wieder zu den anderen gefunden, dicht gefolgt von dem Jester, der sofort anfing Ärger zu machen. Nach einigen Anläufen gefiel den Faerys der Tanz so gut, daß sie mit tanzten, und zufrieden den Schal überreichten.

Wieder zurück beim Kobold, erfuhren die Verfluchten, daß der nächste Gegenstand, den sie für das Ritual brauchten, bei den Räubern am Berg zu finden sei. Es handelte sich um einen Kelch, den der Kobold eigentlich nur haben wollte, weil er so schön glitzerte, aber das wußten die Helden ja nicht. Also machten sie sich auf ins Räuberlager, das vom König geduldet wurde, da die Räuber das königliche Zehntel ablieferten. Der Räuberhauptmann begann zwar mit den Helden zu verhandeln, aber es kam trotzdem zum Kampf, in dem fast alle Räuber ihr Leben ließen. Es kamen noch einige Räuber ins Lager geeilt, und versuchte die Helden von hinten anzugreifen, aber sie waren in der Minderzahl, und so gelangte der Kelch in die Hände der Verfluchten.

Auf dem Rückweg zur Burg erlebten die Helden eine seltsame Szene, sie wurden Zeuge, wie der TOD einen Schwan versuchte zum Singen zu bringen. Erst sah es so aus, als würde nichts helfen, der Schwan weigerte sich standhaft, denn er wußte, daß er ohne den Gesang nicht sterben konnte. Aber schließlich überlistete TOD den Schwan, und schwang seine Sense. Aufgewühlt gingen die Helden zurück zum Kobold, und erführen den nächsten Ritualgegenstand. Drei Haare vom Haupt eines Dämons.

Zuvor jedoch kam eine Zigeunerin, und lud die Verfluchten im Namen des Königs zum Abendessen ein. Hungrig wie sie waren gingen sie mit in den Rittersaal. Bei Tisch erbot sich der Hofmagnus, eine Dämonenbeschwörung durchzuführen, und so ließen es sich die Helden beruhigt schmecken. Es waren auch viele Zigeuner anwesend, die ihnen aus den Händen die Zukunft weissagten, und das eine oder andere Problem der Leute lösten. Als sich die Gruppe wieder nach draußen begab, war es bereits dunkel, und der Magnus begann sein Ritual. Allerdings ging etwas schief, zuerst erschien der Dämon nicht, und als er dann doch kam, tauchte er außerhalb des Pentagramms auf, und erklärte den Verfluchten, daß er nun Gewalt über ihre Seelen habe, und außerdem sehr ungehalten über die Störung seiner Shakespeare Studien sei. Als man dem Dämon erklärt hatte, was man von ihm wolle, überlegte er kurz, und war bereit den Helden drei Haare zu geben, wenn sie ihm eine Szene von Shakespeare vorspielen würden. Ein Dieb fand heraus, daß der Dämon einen Stylingzauber auf seinem Haar trug, und so mußten die Helden einwilligen.

Der Dämon war ein harter Regisseur, und die Verfluchten mußten die Szene immer wieder beginnen, bis sie es ihm gut genug machten. Schließlich gab der Dämon ihnen die Haare, und verschwand wieder in seine Dimension. Der Kobold hatte sich in der Nähe herumgedrückt, und erzählte den Verfluchten nun von dem letzten Gegenstand, der für das Ritual notwendig war. Ein Ring, halb Gold, halb Silber, und nur die Hexen wüßten, wo er versteckt ist.

Die Hexen lebten auf einem alten ungenutzten Wehrgang, und die Helden hatten sie bald gefunden. Es waren drei an der Zahl, und sie wollten den Verzweifelten nur helfen, wenn sie dafür einen Mann bekämen. Nach zähen Verhandlungen, bei denen ein Kender einen Finger einbüßte, er wurde ihm von der häßlichsten Hexe abgebissen, einigte man sich darauf, den Jester bei den Hexen zu lassen. Die hatte natürlich die Macht Lord Daeron von ihm zu befreien, und von einer Kleinigkeit abgesehen, war damit der Handel besiegelt. Die Helden waren darüber sehr froh, denn der Jester war allen schon sehr auf die Nerven gegangen. Die Details würden sich die jüngste Hexe und seine Lordschaft später ausmachen.

Der Ring befand sich in einem alten Feuerloch auf einem Wehrgang am anderen Ende der Burg. Auf dem Weg dorthin sahen die Verfluchten einen Vampir auf dem Rücken des Rostmonsters über den Burghof reiten. Der Vampir, so wurde ihnen erklärt, sei ein Überbleibsel eines der Rituale des Hofmagnus, und man sollte des Nächtens nicht alleine herumwandern.

Auf dem Wehrgang trafen sie auf einen seltsam anmutenden Mann, der mit einer Art Sprühpumpe herumlief. Er stellte sich als Johann Santa Klara, der berühmte Geisterjäger, vor und schien nicht mehr sehr interessiert an der Gruppe, als er feststellte, daß keine Geister bei Ihnen waren. Als die Helden den Ring endlich gefunden hatten, erfüllte die Magier unter den Anwesenden (den Hofmagnus ausgenommen) plötzlich ein unbändiger Drang hinunter zu dem Vampir zu gehen. Der hatte gerade Gesellschaft von einem Verwandten, und bot den Zauberkundigen ein mächtiges Zauberbuch an, sollten sie dafür die schwarzen Roben anziehen. Ein Halbdämon nahm das Angebot an, schwor der Magie des Lichts ab, und legte die schwarzen Roben an. Der Vampir brauchte nämlich einen Schwarzmagier, um in seine Welt, er murmelte etwas von Ravenloft, zurück zu kommen. Sobald der Halbdämon das Ritual wie vom Vampir beschrieben abgehalten hatte, verschwanden die beiden Blutsauger auf Nimmerwiedersehen. Allerdings hatten sie ihn reingelegt, denn in dem Zauberbuch waren nur zwei Sprüche: "Gesinnung erkennen" und "Dämonen entdecken".

Während dessen hatten sich die anderen Verunstalteten auf die Suche nach jemanden Kompetenten für das Ritual gemacht, denn es war ein sehr altes und schwieriges Ritual, und dem Hofmagnus traute keiner mehr. Bei den Zigeunern wurden sie fündig, eine von ihnen erbot sich, das Ritual abzuhalten, allerdings wurde noch um den Preis gefeilscht, und dann trafen die Zigeuner ihre Vorbereitungen.

Zwischenzeitlich war ein junger Waldläufer Namens Sharan von einer der Zigeuner auf einen Mann aufmerksam gemacht worden, der ihm helfen konnte. Der Waldläufer hatte ein magisches Zeichen auf seinem Arm, von Geburt an, wußte aber nicht, was es damit auf sich hat. Eine alte Zigeunerin gab ihm den Tip, den Waldrand nach einem Mann abzusuchen, der ganz in Braun gekleidet war. Schließlich traf er ihn, und nach anfänglichen Mißtrauen erklärte er ihm, daß er ein Sijara wäre. Alle Sijara wurden mit diesem Zeichen geboren, so auch Sharan, der einer der ihren sei. Sharan müsse seinen Cor finden, ein Tier, daß seit seiner Geburt auf ihn wartete, und einmal gefunden, in geistigen Kontakt mit ihm treten konnte. Er sollte sich auf die Suche danach begeben, und eher nach einer gleich großen Intelligenz Ausschau halten, denn nach einem normalen Tier. Sein Cor würde ihm dann alles weitere beibringen, unter anderem die Fähigkeit, die Gestalt des Cors anzunehmen. Er warnte Sharan noch, vorsichtig mit dieser Gabe zu sein, und sie geheim zu halten, dann fing er an blau zu leuchten und verschwamm zu einem Falken, der noch während der Verwandlung davonzufliegen schien.

Im Burghof war während dessen alles für das Ritual vorbereitet worden, und als alle Verfluchten versammelt waren, begannen die Zigeuner mit ihrem Ritual. Als die magisch versierte Zigeunerin die Zauberworte sprach erschienen Blitze um sie und ein gewaltiger Rauch machte sich breit, der alle einhüllte. Sobald er sich verzogen hatte, sahen alle wieder so aus, wie sie auf die Burg gekommen waren. Zu seiner großen Freude stellte Lord Daeron fest, daß die Prinzessin, die sich bei den Verfluchten aufgehalten hatte, auch hübsch geworden war. Das Ritual hatte auch ihre Häßlichkeit vertrieben.

Nach all der Aufregung, gesellten sich alle Anwesenden in den Rittersaal, um zu feiern. Die Verlobung zu feiern, ihre Rückwandlung, oder einfach um des Spaßes Willens. Es wurde getanzt und gelacht, und der Glühwein war schnell weg. Eine orientalische Tänzerin brachte die Männerherzen zum hüpfen und die Damen zum Staunen. Das Fest dauerte bis tief in die Nacht, und blieb allen noch lange im Gedächtnis.

Eva Kalvoda