Vanaar
in kurzer Auszug aus der „Chronik von Vanaar"
...im Laufe der wechselhaften Geschichte dieser Insel wurde sie immer wieder Ziel von Flüchtlingen und Auswanderern. Wie allgemein bekannt, wurde Vanaar vor einigen hundert Jahren nur von dem Volke der Elfen bewohnt, die sich aber im Laufe der Zeit freiwillig auf ihr jetziges Gebiet zurückzogen. So entstanden 7 Fürstentümer, deren Regenten unabhängig von einer höheren Instanz auf Vanaar herrschen...
Fürstentümer von Vanaar:
- Malachan: Der Herrscher wird Fürst Gunter der Großherzige genannt, aber leider widersprechen seine Taten seinem Namen. Seine Spiellust und Vielweiberei ist überall bekannt, darunter zu leiden haben seine Untertanen. Armut ist weit verbreitet in der Landbevölkerung; im krassen Gegensatz dazu haben sich einige reiche Händler in dem Fürstentum niedergelassen, die aufgrund großzügiger Geschenke an den Fürsten hier doch sehr beschwerdelos leben können.
- Eiberon: Jeder kennt sie, die schwebende Akademie, mächtige Magier entstammen ihr. Der Tradition entsprechend leben am Hofe der Fürstin Merva zwei Magier der Akademie, die ihrer Regentin als weise Ratgeber zur Seite stehen und ihre schützende Hand gleichermaßen über Land und Bevölkerung halten. Magie und Wissenschaft werden in diesem Fürstentum sehr hochgehalten.
- Seilàn: Kriegerkasten haben hier schon lange Tradition, und jedem Neugeborenen, egal ob Mädchen oder Knabe, wird eine Waffe in die Wiege gelegt. Die besten Söldner, die für Geld zu haben sind, kommen aus diesem Fürstentum. Im Moment ist Fürst Erik an der Macht, und herrscht mit eiserner, aber gerechter Hand über sein Reich.
- Miasmal: Im Antlitz des stolzen Fürsten von Miasmal spiegelt sich das Majestätische dieser Insel wider, und manch einer mag die alten Geschichten über die Abstammung von Meerfeen beim Anblick des Fürsten Larisan glauben. Doch Schönes mag auch Gefährlichkeit verbergen, wie die kampferprobten Seefahrer der Insel schon oft bewiesen.
- Càilberon: Einst ein alter Orden, vertrieben aus den Sturmlanden, haben sie ihren tiefen Glauben an die Erdmutter bewahrt und sogar auf der Insel verbreitet. Fürstin Kathrin, Verteidigerin des Glaubens, gilt als eiserne Vertreterin der alten Werte – wenn nötig mit der Waffe am Feld der Ehre.
- Tristande: Die geheimnisvolle alte Rasse der Elfen lebt in diesem großen, von Legenden umwitterten Wald. Wenig ist darüber bekannt, erzählt wird aber von einer Stadt hoch oben in den Bäumen. Es heißt, Tristande schütze sich selbst vor ungewollten Eindringlingen. Selten sieht man heutzutage noch Elfen aus diesem großen Wald, es soll aber auch einen Fürsten geben – wie bei den Menschen. Nur in großer Ehrfurcht wird sein Name ausgesprochen, er lautet Clandion Silberklinge.
- Waydwayg: Das im Westen Vanaars gelegene Fürstentum Waydwayg erstreckt sich von der Küste bis zu den sumpfigen Graslandschaften am Fuße des Zentralgebirges und ist im Norden und Süden durch zwei Gebirgszüge begrenzt. Wirtschaftlich genutzt ist aber nur das Gebiet rings um die Große Bucht. Dort liegt auch die Stadt Sofar, der Haupthandelshafen und Verwaltungssitz der Fürstin Jasmina Sóol Kaimbra.
Der wesentliche Einkommenszweig der Küstenbewohner ist, neben Fischfang, der Handel mit Goldland in allen Formen (auch Schmuggel!) . Der Grund für diese "weltoffene" Haltung liegt in der Herkunft der Einwohner.
Im Jahre 412 landeten Händler aus Goldland (nicht aus Halbland, das doch wesentlich näher liegt, zu diesem Zeitpunkt aber selbst gerade erst besiedelt wurde) und errichteten einen befestigten Handelskontor. In den folgenden Jahrzehnten entwickelt sich die Niederlassung zu einer Gruppe von unabhängigen Häfen, die jeweils eine Händlerfamile unterstanden. Handel brachte Reichtum und Hochmut.
Um das Jahr 500 entbrannten Streitigkeiten mit der im Südosten gelegenen Provinz Cáilberon um die Einflußgebiete. Die Händler bildeten 505 den "Gemeinsamen Kontor" unter der Leitung der Familie Rondo-Aban, die durch geschickte Heiratspolitik Bande in alle übrigen Häuser hatte. Rondo-Aban verpflichteten am Festland ein große Söldnerarmee, die Cáilberon tatsächlich besiegte. Da die Rondo-Aban die Söldner nicht bezahlen konnten (sie hatten nicht damit gerechnet, daß so viele von ihnen überleben würden), zogen diese plündernd und brandschatzend gegen ihre eigenen Auftraggeber. Sie eroberten die nördlichen Gebiete von Waydwayg und errichteten dort die Provinz Seilán, zu Ehren ihres legendären Anführers Horadon Seilán.
In den darauf folgenden Jahrzehnten erholten sich die Handelsstützpunkte infolge fehlender Unterstützung durch Goldland nur langsam. Fast schien es, als hätten andere Ereignisse dazu geführt, daß sie vom imperialen Hof vergessen wurden. Unter den Hafenstädten erreichte Sofar eine Vormachtstellung. Sie entstand aus der Verschmelzung dreier kleinerer Ortschaften unter der Familie Merchántor. Von hier aus wurde ein Netz von Vorposten, Zwischenlagern und Umschlagplätzen über das ganze Land, sogar bis Seilán und Cáilberon, geplant und finanziert. "Geld ist Ehre!", wie ein geflügeltes Wort hier lautet. Es ist dies die Abkürzung des Händlermottos: "Dein Geld ist mir eine Ehre!".
Um 850 war Waydwayg ein an Macht und vor allem an Reichtümern beeindruckendes Fürstentum. Mortemer, der Fürst von Malachan, der damals stärksten Provinz Vanaars, sah dies schon lange mit gierigen Augen. Von seiner neu errichteten Burg Kreuzen begann er einen Feldzug gegen Cáilberon und Waydwayg. Im darauf folgenden Jahr, nach vielen Erfolgen auf dem Schlachtfeld, verbündete er sich mit dem Fürsten von Eiberon und griff den Elfenwald an. Das war sein Fehler. Er verlor viele seiner Magier. Seine Entscheidungen am Kriegsfeld waren nicht mehr so sicher wie zuvor. Als er im Herbst 851 von einem Heer aus Seilán angegriffen wurde, unterlag er zum ersten Mal und wurde auf seiner Burg getötet, Burg Kreuzen selbst gebrandschatzt.
Diese Mal dauerte die Erholungsphase in Waydwayg nur sehr kurz. Die Handelsflotte war nicht vernichtet worden und so floß sehr bald wieder Geld in das Fürstentum.
In den folgenden 150 Jahren gab es keine größeren Auseinandersetzungen mit den Nachbarn. Was nicht heißen soll, daß die Beziehungen normal sind. Besonders mit Cáilberon kommt es noch immer zu kleineren Scharmützeln, die, seit beide Seiten ihre Handelsschiffe mit Rammen und Katapulten ausgestattet haben, auch schon mal in einer Seeschlacht gipfeln können. Die Handelskontore entlang den Straßen nach Malachan und die Häfen sind befestigte Orte, nicht nur gegen die jeweils andere Provinz, sondern auch gegen Schmuggler, die auf eine leichte Beute hoffen.
In Sofar regiert derzeit, wie bereits erwähnt, Fürstin Jasmina Sóol Kaimbra, deren Familie vor drei Generationen durch das Verschwinden der Oberhäupter der Merchántor an die Macht kam. Sie tritt nur selten in Erscheinung, dennoch sieht man besser über die Schulter, wenn man eine abfällige Bemerkung über sie loswerden will. Die "Augen und Ohren der Kaimbra" sind ein aus der Nachkommenschaft verschollener Seeleute gebildetes Heer von Spitzeln, das ihr offensichtlich gute Dienste leistet.
Zum Schutz ihrer Gütertransporte verlassen sich die Händler gerne auf Söldner aus Seilán. So ist auch der Abgesandte Jasminas.
Gulp Furzkopf, genialer Erfinder und Herausgeber des Erstaunlichen Blattes, stammt ebenfalls aus diesem Fürstentum.