drei (inhaltlich ähnliche) Anleitungen für die Herstellung von mittelalterlichem Gewürzwein
n einem alten Kochbuch ist eine Freundin von uns auf ein nettes (wirklich NETTES! *hicks*) Rezept für mittelalterlichen Gewürzwein in zwei Variationen gestoßen. Da sie kein eigensüchtiger Mensch ist, ließ sie uns an ihrer Entdeckung teilhaben (ein Danke an Astrid nach Berlin!). Hier einmal das Original:
Pour faire ung lot de bon ypocras
Prenez une onches de cinamonde nommée lonque canelle en pippe, avec une cloche de gingembre et autant de garringal, bien estampé ensemble, et puis prenez ung livre de bon Vuquere : et toutcela broyés ensemble et destrempés avec ung lot du milleur vin de Beaune que pourrés finer et laissir tremper ungne heure ou deux. Et puis coullés parmy ung chause par plusieurs tant qui soit bien cler.
Für diejenigen unter Euch, deren Altfranzösisch ein wenig eingerostet ist, das ganze nun in Deutsch:
Um ein lot guten Hippokras zu machen.
Nehmt eine Unze cinamom, langer Pfeifenzimt genannt, eine Glocke Ingwer und ebensoviel Galgant und zerstampft sie gut miteinander, nehmt auch ein Pfund guten Zucker. Zerstampft dies gut miteinander und loest mit einem guten Lot des besten Wins aus Beaune auf, den ihr Euch verschaffen koennt. Lasst dies eine oder zwei Stunden ziehen. Dann treibt es mehrere Male durch ein Seihtuch, bis es recht klar ist.
Für alle, die noch immer nicht so ganz damit klarkommen (jaja, die neue deutsche Rechtschreibung is halt a Hund! *grins* War nur ein Witz - das war so eine Art Renaissancedeutsch.), jetzt die Anleitung, nach der wir den Wein zubereitet haben:
Man nehme:
Bei unseren Versuchen hat sich folgendes herausgestellt: Entweder man kauft die Gewürze bereits in Pulverform (für Wiener: am Naschmarkt ist auch Galgant kein Problem), dann ist es aber sinnvoll, sie in einen Teefilter zu füllen, und diesen sodann in das Wein-Zucker-Gemisch zu geben. Oder Ihr kauft die Gewürze ganz, reibt sie nicht allzu fein und könnt wie im Rezept angegeben verfahren. Der Versuch, die industriefein vermahlenen Gewürze wieder aus der Weinmischung abzufiltrieren, ist nämlich dazu geeignet einen um den Verstand zu bringen (oder in den Narrenturm – wie man im alten Wien gesagt hätte), man bekommt die Lösung nie wieder klar.
Man mischt die gemahlenen Gewürze miteinander, gibt den Staubzucker in den Wein (in einer Schüssel, da hat man´s nämlich leichter mit dem Rühren), verrührt alle Zutaten gut miteinander und läßt sie 1 bis 2 Stunden ziehen (je nachdem, wie würzig man das Ergebnis möchte). Danach filtert man das Ganze mehrere Male durch eine doppellagige Gaze (oder ein sauberes Leinentuch – das nachher dann nicht mehr sauber ist) und zwar so lange, bis man eine klare = nicht trübe Flüssigkeit erhält. Wird der Wein nicht ganz klar, dann kann man ihn trotzdem trinken; also unverzagt ans Werk! Das fertige Gebräu sollte man nicht allzu lange und im Kühlschrank aufbewahren, da es sonst zu Gären anfangen könnte.
Es gibt auch die Variante, daß man statt Zucker Honig verwendet. Außerdem soll ein Gläschen erhitzter Hippokras auch gut gegen leichten Schnupfen sein (und ist eine nett zu nehmende Medizin). Als Tafelwein ist dieser Gewürzwein weniger, dafür als Aperitif oder Digestif umso besser, geeignet. Entweder gekühlt oder erhitzt servieren.
Dann wünschen wir noch ein gutes Gelingen!