EMMERSDORF. - Einer Anzeige wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung ging
die Melker Gendarmerje nach: Waldarbeitern waren seltsam uniformierte und bewaffnete Gestalten auf Wanderwegen bei St. Georgen (Gemeinde Emmersdorf) aufgefallen.
Bei den sofort eingeleiteten Ermittlungen bekamen die Beamten schauerliche, bis auf die Zähne bewaffnete Gestalten zu Gesicht: Ritter mit Schwertern, “Orks” mit Knüppel, Elfen mit langen spitzen Ohren und Dämonen mit Zauberstäben.
Bei der Untersuchung stellte sich heraus, daß das beachtliche Waffenarsenal durchwegs aus weichem Schaumgummi bestand.
Die Lösung des Rätsels war schnell gefünden: Eine Gruppe junger Leute aus Niederösterreich, Wien und Burgenland veranstaltete ein sogenanntes
“Live-Rollenspiel” bei dem von der Annahme ausgegangen wurde, daß die Burg Weitenegg von einem bösen “Schwarz-Magier” eingenommen wurde.
Acht von insgesamt 30 Spielern waren dabei von der Spielhandlung nicht informiert. Sie mußten sich in der von den “NSCs” (verkleidete Nichtspielercharakter) vorgegebenen Phantasiewelt zurechtfinden und der bösen Macht Einhalt gebieten.
|
Eine entführte Prinzessin, Hexen, Zauberer, Zwerge und Dämonen spielten dabei ebenso wichtige Rollen wie ein 2,5 Meter großer Drache, der die Spieler mit Rätselfragen vor neue Probleme stellte. Klare Regeln bestimmen dabei die Handlung, wobei die ersten Punkte “Kein Alkohol während des Spielgeschehens”, “Kein Hinterlassen irgendwelchen Mülls”
sowie “Alle Waffen und Ausrüstungen dürfen nur aus weichem Material bestehen” - das Hauptanliegen der Spieler zeigt: In die Rolle in einem
selbst erdachten Märchen zu schlüpfen und dieses auch selbst darzustellen.
Seit etwa zwei Jahren hat sich diese Interessensgemeinschaft dem Live--Rollenspiel verschrieben. Zu dieser Leidenschaft äußerte sich ein “Dämon”: “Unser letztes Rollenspiel haben wir in Venedig unter dem Motto “Auf der Suche nach Casanova” abgehalten. Nur, damals mußten
wir uns nicht vor der Polizei verantworten!”.
|