ie Besonderheit dieser ansonsten nicht sehr bemerkenswerten goldländischen Kleinstadt ist der Tempel der Duuna, der Göttin der Liebe, inmitten eines ästhetisch sehr ansprechenden Tempelbezirks gelegen, der darüberhinaus mit einem Komfort, der etwa dem römischen Altertum (Thermen, Bodenheizungen etc.) entspricht, ausgestattet ist. Dem Tempel angeschlossen sind zwei halbgeistliche Hochschulen, die der Ausbildung in der Liebes- und der Bardenkunst dienen. Der Tempelbezirk ist der Stolz von Ylk und eine strahlende, heile Welt für sich, die sich den einfachen Gläubigen gewöhnlich nur zu den wöchentlichen Gottesdiensten und den halbjährlichen Liebesriten (Anfang Mai und Anfang November; beides vergleichbar dem keltischen Beltaine) öffnet. Es ist üblich, Kinder, die aus den letzteren entstanden sind, sogenannte "Duuna-Kinder", dem Tempel zu übergeben, der - der Tugend der Hilfsbereitschaft, die Duuna besonders wertvoll ist, huldigend - sie großzieht und oft auch zu Barden oder Kurtisanen ausbildet.
Um der Ausbildung dieser Kinder willen gibt es im Tempelbezirk auch eine Volks- und Grundschule, die auch von den anderen Kindern des Ortes besucht wird, so daß das ästhetische und menschenfreundliche Gedankengut der Göttin der Liebe auf diesem Weg auch den profaneren Teil von Ylk nachhaltig beeinflußt. Um jedoch in eine der beiden genannten Hochschulen eintreten zu können, muß man entweder von edler Geburt, für eine der beiden Künste besonders begabt oder ein "Duuna-Kind" sein. Die Grundschule vermittelt übrigens neben einer fundierten Allgemeinbildung und der Unterweisung in den verschiedensten schönen Künsten die Grundlagen, auf die die Liebes- und Bardenschule dann aufbauen. Diese beiden universitätsartigen Lehrgänge sehen zwischen dem ersten und zweiten Studienabschnitt eine Lehrwanderung von mindestens einem halben Jahr vor, die der Übung der erlernten Fähigkeiten und dem Sammeln von Erfahrungen dienen soll.
Die Berufung einer/s Duuna-Priesters/in ist es, den Menschen, deren lichte Seelen im Dunkel der Materie, in den Mühen des Alltags und niedriger Emotionalität gefangen sind, das Geschenk der Liebe (keineswegs auf Sexualität beschränkt, obwohl die Laien es gerne so sehen und zu anzüglichen Bemerkungen neigen) zu bringen und sie so an ihre eigene, besondere Schönheit und das Wesentliche zu erinnern.
Um dieses Ziel zu erreichen gibt es so viele verschiedene Wege, wie es Menschen gibt, doch so gut wie alle schließen in gewisser Weise eine Bewußtmachung des eigenen Körpers und körperliche Kommunikation und Selbsterfahrung (durch Sex) und eine Bewußtmachung der eigenen Emotionalität und Gefühle (durch Liebesbeziehungen, die schönen Künste und Bardenmagie) ein. Dadurch wird die Wahrnehmung des wahren Selbst des Menschen aktiviert und er/sie kann sich in dem Spiegel, den die/der PriesterIn ihm/ihr bietet, als das (wieder)erkennen, was er/sie eigentlich ist - eine schöne Seele im Kleid der Materie, hierhergekommen, um mit ihren Möglichkeiten zu spielen, doch mittlerweile schon so gefangen in dieser Wirklichkeit, daß eine sanfte Erinnerung an ihre Herkunft notwendig war.
Voraussetzung für diese Aufgabe ist es selbstverständlich, daß die/der PriesterIn sich in ihren/seinen Schützling wirklich verliebt - etwas, was den höheren Geweihten ganz von selbst gelingt, da sie bereits erleuchtet und somit fähig sind, die wahre Schönheit eines Menschen vollständig wahrzunehmen, wofür die niedrigen Geweihten und die Anwärter jedoch in der Regel Liebestränke (oder mit entsprechenden Mitteln getränkte Süßigkeiten) benötigen. Durch ihre Ausbildung ist es ihnen aber möglich, alle egoistischen Gedanken und Regungen zu unterdrücken und sich der inneren Entwicklung des/der Geliebten in einer Weise zu widmen, zu der laienhaft Liebende, die ebenfalls zu sehr in der Materie verhaftet und auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, niemals fähig wären.
Durch die Erweiterung des geistigen und gefühlsmäßigen Horizontes, die durch die Beziehung zu der/dem PriesterIn hervorgerufen wird, wird der nunmehr geheilte (= wieder ganz gemachte) Mensch fähig, dieses Geschenk an andere weiterzugeben, ist gewissermaßen ebenso erleuchtet worden wie der/die PriesterIn, wenn es bei Unausgebildeten aber leider nicht selten vorkommt, daß die gewonnenen Erkenntnisse mit der Zeit an Frische verlieren und der alte Trott sich wiedereinstellt.
Der/Die PriesterIn aber kehrt zu einer Zeit freiwilliger Askese in den Tempel zurück, nach der er/sie seine/ihre nächste Aufgabe (die den niedrigeren Geweihten und Anwärtern stets von den höheren Geweihten gestellt wird) erhält.
Zum/Zur PriesterIn der Duuna wird man durch innere Berufung (tiefes Wissen von Kindesbeinen an, Visionen usw.), aber es kann auch sein, daß jemand zum/zur PriesterIn geboren ist und sich gegen dieses Wissen wehrt. Dann ist es an den höheren Geweihten, dies zu erkennen und dieses Wissen in ihm/ihr zu erwecken.
Ein Stück vom Tempelbezirk entfernt liegt der belebteste Teil von Ylk, der Markt! Es ist ein großes Areal aus vielen kleinen und größeren Hütten, in dem sich selbst Einheimische zeitweise verirren. Gehandelt wird mit allerlei an Waren. Im Bereich, der dem Tempel am nächsten liegt, findet man häufig die Arten von Waren, die in erster Line für die Bewohner von Ylk bestimmt sind, wie z.B. frische Nahrung, Einrichtung u.ä. In den Bereichen, die sich in Richtung der Stadtmauern und teilweise darüber hinaus erstrecken, haben die Händler ihre Hütten errichtet, die sich primär mit dem Handel für Reisende oder mit dem Karawanenhandel zwischen den Städten befassen.
Die Bedeutung Ylks als Handelsstadt hat sich in den letzten zwanzig Jahren im Zuge der verstärkten Zuwanderung aus anderen Gebieten Goldlands, aber auch aus dem Westen von Ariochia, vervielfacht, und damit hat natürlich auch die Zahl der Händler in der Stadt zugenommen. Vermutlich liegt es an dem dadurch gestiegenen Konkurrenzdruck, daß es in den letzten Jahren am Markt immer öfter zu Auseinandersetzungen und Randalen gekommen ist, die seit gar nicht allzu langer Zeit von einer neu formierten Marktwache eingedämmt werden. Diese Eingreiftruppe, die direkt von den Händlern bezahlt wird, patroulliert rund um die Uhr durch das Marktviertel und sorgt dafür, daß es im Marktbereich ruhig zugeht. Einzelne Anfragen auf Unterstützung anderer Stadtgarnisonen oder Eskorte von Karawanen wurden freundlich aber entschieden abgelehnt.
Bedeutende Persönlichkeiten des Marktes
Obwohl am Markt von Ylk generell Gleichberechtigung zwischen allen Händlern herrscht und auch alle Entscheidungen mit einer einfachen Stimmmehrheit zwischen den Händlern getroffen werden, gibt es doch einige Personen, die einen gewissen Status und Bekanntheitsgrad erlangt haben.
Die McStruans - Einwanderer aus Hottland - sind die Eigentümer des größten Handelshauses in Ylk. Spezialisiert auf Fernhandel, haben sie ihr Domizil direkt an der Stadtmauer aufgebaut. Von dort aus ziehen die familieneigenen Karawanen in alle Richtungen aus, um begehrte Güter zu liefern und zu holen. Die McStruans unterhalten regelmäßige Karawanen nach Porto Auregia, La Mer und Whiskey Valley, denen sich viele andere Händler und Reisende gerne anschließen, da sie als gut gesichert gelten und es sich wohl jeder Dieb zweimal überlegen würde, bevor er sich mit den McStruans anlegt. Neben diesen regelmäßigen Karawanen betreibt der 25jährige Dirk McStruan immer wieder Handelsexpeditionen in andere Bereiche Ariochias. Obwohl diese Karawanen meistens nicht sehr gewinnbringend handeln, sind sie doch der Grund eines wesentlichen Teiles des Ansehens der McStruans, denn nur wenige in Ylk können von so vielen fernen Orten erzählen wie Dirk McStruan.
Die Familie McStruan an sich ist ein eher unscheinbarer Haufen. Familienvater und Anführer ist Ian McStruan, der eher durch Ruhe und Besonnenheit auffällt als durch große Worte. Gesprächen, die nicht direkt das Geschäft betreffen, geht er gerne aus dem Weg. Seine Frau Leila McStruan bekommt man noch seltener zu Gesicht! Sie verläßt das Haus nur, um Besorgungen zu machen, die zu wichtig sind, um sie einem Angestellten aufzutragen. Ansonsten kümmert sie sich nur um ihre Kinder Dirk, Robert und Gerold.
Die Vanabymis
Weit kleiner als die McStruans, fallen die Vanabymis eher durch große Sprüche auf. Sie betreiben einen Laden, der sich auf den Bedarf für Reisende spezialisiert hat, sowie einige Kneipen und Herbergen. Familienoberhaupt Agarén Vanabymi ist fast immer in einer seiner Kneipen anzutreffen, wo er sich Geschichten von Reisenden erzählen läßt, die er dann einige Wochen später leicht abgewandelt als seine eigenen Erlebnisse weitererzählen kann. Sollte man nun glauben, daß das ein Spleen des alten Agarén wäre, hat man aber weit gefehlt! Es scheint sich bei dieser Art von Angeberei um eine ausgeprägte Familienkrankheit zu handeln, wie man an Agarén Vanabymis Kindern Sigide und Rolán sieht. Die beiden, die wohl in ihrem Leben noch nie außerhalb der Stadtmauern gewesen sind, stehen ihrem Vater um nichts nach! Einzig Agaréns Frau Hidúna erweist sich als bodenständig, was auch dazu führt, daß sie relativ im Alleingang das Geschäft am Leben hält!
Die Mabrokens
Im innersten Bereich des Marktes angesiedelt, nahe dem Tempelbezirk, findet sich die dritte große Händlerfamilie von Ylk, die alteingesessenen Mabrokens. Fast ausschließlich auf den Handel mit Bewohnern von Ylk ausgerichtet, betreiben sie nur eine Niederlassung, die dafür an Größe nur durch das Haus der McStruans übertroffen wird. (Allerdings besteht das Haus Mabroken fast ausschließlich aus Ladenfläche, während die McStruans auch Stallungen und Lager integriert haben!) Angeführt durch die Witwe Tassine "Tess" Mabroken zeigt die Familie neben dem Handel auch gesteigertes Interesse für die innerstädtische Politik. Von Ian McStruan und Agarén Vanabymi geduldet, schwingt sich Tess Mabroken bei jeder Gelegenheit zur "Anführerin und Stimme des Marktes" auf. Kaum verwunderlich, daß ihr einziger Sohn Ballassarén Mabroken Hauptmann der Marktwache ist und seine Frau die Halbelfe Lillita Mabroken den Vorsitz im Marktkongreß führt.
Der Marktkongreß
Alle gemeinsamen Entscheidungen, die im Markt getroffen werden müssen, gehen vom Marktkongreß aus. Jeder Händler hat im Kongreß eine Stimme, gleichgültig wie groß sein Vermögen ist. Zusätzlich zu allen Händlern ist eine Vertrauensperson dem Kongreß angehörig, die den Vorsitz führt und die Organisation des Kongresses inne hat. Diese Vertrauensperson wird jedes Jahr gewählt. Seit inzwischen sieben Jahren hat Lillita Mabroken diese Position inne. De facto ist es so, daß sich die kleinen Händler an der Meinung der drei Großen orientieren. Das sollte aber nicht den Eindruck vermitteln, daß die Großen diktieren, es ist eher so, daß die Kleinen sehr zufrieden sind mit der Art, wie die drei Großen (in erster Linie die Mabrokens) den Markt führen, und auch sehr froh sind, sich um solcherlei Dinge nicht wirklich kümmern zu müssen.
Die Großen des Marktes sehen den Kongreß aus sehr verschiedenen Blickwinkeln. Ian McStruan läßt sich sehr selten im Kongreß sehen. Er bevorzugt es, eine Vollmacht für seine Stimme an die Mabrokens zu schicken und sich um Wichtigeres zu kümmen. Agarén Vanabymi sieht den Kongreß als eine Art großes Auditorium, wo er mit seinen Geschichten prahlen kann, was ihn eher zu einem unbeliebten Gast macht. Tess Mabroken hält ihn im Gegensatz dazu für eine sehr wichtige Sache und verbringt viel Zeit damit, Vorschläge auszuarbeiten, die sie im Kongreß vorbringen kann.
Die Marktwache
Durch Randalierer und Diebe in ihrem Geschäft gestört, haben einige Händler (allen voran Tess Mabroken) im Kongreß vorgeschlagen, eine markteigene Sicherheitstruppe aufzubauen. Der Kongreß nahm diesen Vorschlag mit Einstimmigkeit an und beauftragte Ballassarén Mabroken, eine entsprechende Truppe auf die Beine zu stellen. Diese ca. 200 Mann starke Truppe hat die Aufgabe, für die Sicherheit des Marktes und aller Personen zu sorgen, die sich dort aufhalten. Die Soldaten werden für diese Aufgabe ziemlich gut bezahlt, was wohl mit ein Grund ist, warum es keinerlei Korruption innerhalb der Gruppe gibt. Die Händler wissen das und sind immer gerne bereit, dafür zu bezahlen.
Die Soldaten der Truppe erfreuen sich außerdem großer Beliebtheit innerhalb des Marktes. Sie sind gerne gesehene Gäste in allen Kneipen und Läden und werden auch immer wieder von Händlern beschenkt. Die Truppe setzt sich aus allen möglichen Personen zusammen. Man findet dort sowohl Söhne von Händlern als auch Abenteurer und Söldner. Offiziersposten haben aber ausschließlich Söhne von Händlern inne.
Für deine Fragen zu Ylk hat Ulli Zillinger stets ein offenes Ohr (und eine ebensolche Mailbox). Bei Fragen über den Markt kannst du dich auch gerne an Wolfgang Kutschera wenden